Striverdi®

Olodaterol

22.11.2013


Langwirksames β2-Sympathomimetikum zur Behandlung der COPD
Zur bronchodilatatorischen Dauerbehandlung bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) steht zukünftig das langwirksame β2-Sympathomimetikum Olodaterol (Striverdi®)zur Verfügung. Eine Kombination mit anderen Bronchospasmolytika wie dem Anticholinergikum Tiotropium erscheint möglich und sinnvoll.

Olodaterol 

ATC-Code

R: Respirationstrakt


R03: Mittel bei obstruktiven Atemwegserkrankungen


R03A: Inhalative Sympathomimetika


R03AC: Selektive Beta2-Adrenozeptoragonisten


R03AC19: Olodaterol


Wirkungsmechanismus

Olodaterol ist ein hochselektives β2-Sympathomimetikum, das nach inhalativer Applikation in den Atemwegen eine Stimulierung der intrazellulären Adenylatcyclase und somit der Synthese von cAMP bewirkt. Als Folge kommt es über eine Relaxation der glatten Muskulatur zur Bronchodilatation. Olodaterol zeigte in klinischen Studien an Patienten mit COPD, inklusive chronischer Bronchitis und/oder Emphysem, einen schnellen Wirkeintritt und eine lange Wirkdauer über mindestens 24 Stunden.

Pharmakokinetik

Resorption. Nach inhalativer Applikation werden innerhalb von 10 bis 20 Minuten maximale Plasmakonzentrationen erreicht. Die Bioverfügbarkeit beträgt 30%, nach peroraler Gabe liegt dieser Wert bei weniger als 1%.


Plasmaproteinbindung und Verteilung. Die Plasmaproteinbindung von Olodaterol wird mit etwa 60% angegeben, das Verteilungsvolumen ist wegen einer extensiven Verteilung in die Gewebe mit 16 l/kg sehr hoch. Die Substanz ist ein Substrat für die Transportproteine P-gp, OAT1, OAT3 und OCT1.


Metabolisierung. Olodaterol wird unter Beteiligung von CYP2C8 und CYP2C9 an der Methoxy-Gruppe demethyliert. Trotz seiner Affinität zu β2-Rezeptoren trägt der entstehende Metabolit nicht relevant zur Wirkung bei. Weiterhin kommt es durch verschiedene Isoformen der Uridindiphosphat-Glycosyltransferase (UGT2B7, UGT1A1, UGT1A7 und UGT1A9) zur Glucuronsäurekonjugation.


Elimination. Systemisch verfügbares Olodaterol wird zu 38% renal und zu 53% mit den Fäzes ausgeschieden. Im Steady-state liegt der nach Inhalation im Urin wiedergefundene unveränderte Anteil bei 5 bis 7% der Dosis. Die terminale Halbwertszeit wird mit etwa 45 Stunden angegeben.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Im Rahmen einer Dauerbehandlung sollte Olodaterol möglichst immer zur gleichen Tageszeit appliziert werden. Die empfohlene Dosierung liegt bei einmal täglich zwei Hüben à 2,5 µg. Bei leicht bis mäßiggradig eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich. Die Anwendung erfolgt mithilfe eines entsprechenden Respimat®-Inhalators.

Kontraindikationen

Olodaterol ist lediglich bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff kontraindiziert.

Unerwünschte Wirkungen

Gelegentlich kommt es durch das β2-Sympathomimetikum zu Nasopharyngitis, Schwindel und Hautausschlag aufgrund von Überempfindlichkeit. Selten wurde über Hypertonie und Arthralgie berichtet, wobei alle Nebenwirkungen im Allgemeinen leicht bis mittelgradig waren. Auch Hypokaliämien, die wiederum zu unerwünschten kardiovaskulären Effekten führen können, sind möglich.

Wechselwirkungen

Andere adrenerge Wirkstoffe können die Wirkungen und Nebenwirkungen von Olodaterol verstärken, β-Adrenozeptorblocker können sie dagegen abschwächen. Selbst selektive β1-Antagonisten sollten nur mit Vorsicht in Kombination mit Olodaterol angewendet werden, da u. a. EKG-Veränderungen möglich sind. Zusammen mit Xanthin-Derivaten, Steroiden und nicht Kalium-sparenden Diuretika besteht durch Olodaterol ein erhöhtes Hypokaliämie-Risiko. MAO-Hemmer, tricyclische Antidepressiva und Wirkstoffe, die die QTC-Zeit verlängern, verstärken möglicherweise die Wirkung von Olodaterol auf das Herz-Kreislauf-System. Unter einer Narkose mit halogenierten Kohlenwasserstoffen kann die Anfälligkeit für kardiale Nebenwirkungen durch Olodaterol verstärkt sein. Kurzwirksame β-Adrenozeptor-Agonisten sollten in Kombination mit dem langwirksamen Olodaterol nur zur akuten Kontrolle respiratorischer Symptome angewendet werden.


Die kombinierte Anwendung zusammen mit anderen lang wirksamen Substanzen derselben Wirkstoffgruppe ist zu vermeiden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Olodaterol ist nicht zur Akutbehandlung von Bronchospasmen geeignet. Zur Anwendung bei Patienten mit Asthma, nur kurz zurückliegendem Myokardinfarkt, instabilen oder lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen, schwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörungen sowie bei Kindern unter 18 Jahren liegen keine Erfahrungen vor. Unter der Anwendung von Olodaterol kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen vom Soforttyp, Hypokaliämien, Hyperglykämien sowie zu potenziell lebensbedrohlichen paradoxen Bronchospasmen kommen. Bei der Behandlung von Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen wie z. B. ischämischer Herzkrankheit, schwerer Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie, Hypertonie oder Aneurysma ist erhöhte Vorsicht geboten. Dies gilt ebenso für Patienten mit Krampfleiden, Hyperthyreose, Verlängerung des QT-Intervalls in der Anamnese oder mit besonders empfindlichem Ansprechen auf sympathomimetische Amine.

Schwangerschaft und Stillzeit

Eine Anwendung von Olodaterol während der Schwangerschaft sollte wegen fehlender Erfahrungen (noch) vermieden werden. Tierexperimentelle Studien ergaben allerdings keine Hinweise auf direkte oder indirekte Schädigungen. Bei Applikation kurz vor der Geburt könnte der Geburtsvorgang durch die tokolytische Wirkung beeinträchtigt werden. Olodaterol tritt zumindest im Tierversuch in die Milch über. Erfahrungen bezüglich einer Anwendung bei stillenden Frauen liegen nicht vor. Wegen der geringen systemischen Exposition der Mutter sind jedoch kaum relevante Auswirkungen auf das gestillte Kind zu erwarten.

Handelspräparat Striverdi® 

Hersteller

Boehringer Ingelheim, Ingelheim am Rhein

Einführungsdatum

22. November 2013

Zusammensetzung

2,5 µg/Hub Olodaterol als Olodaterol-Hydrochlorid

Sonstige Bestandteile

Benzalkoniumchlorid, Natriumedetat (Ph. Eur.), Citronensäure, gereinigtes Wasser

Packungsgrößen, Preise, PZN

1 x 60 Hub Inhalationslösung, 45,12 Euro, PZN 10177001; 3 x 60 Hub Inhalationslösung, 113,40 Euro, PZN 10177018

Indikation

Dauerbehandlung bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD)

Dosierung

Inhalation von zwei Hüben (5 µg Olodaterol) einmal täglich jeweils zur gleichen Tageszeit

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegen Olodaterol

Unerwünschte Wirkungen

Die häufigsten und jeweils leicht bis mittelgradig ausgeprägten Nebenwirkungen bei der empfohlenen Dosierung waren Nasopharyngitis, Schwindel, Hypertonie, Ausschlag (Rash) und Arthralgie.

Wechselwirkungen

Andere adrenerge Wirkstoffe und Olodaterol können sich gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken, β-Adrenozeptorblocker und Olodaterol schwächen sich dagegen ab. Die gleichzeitige Behandlung mit Xanthin-Derivaten, Steroiden oder nicht Kalium-sparenden Diuretika kann zu einer Verstärkung der hypokaliämischen Wirkung von Adrenozeptor-Agonisten wie Olodaterol führen. Monoaminoxidase-Hemmer, tricyclische Antidepressiva oder andere Arzneimittel, die das QTC-Intervall verlängern, können die Wirkung von Olodaterol auf das Herz-Kreislauf-System verstärken.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Olodaterol darf nicht bei Asthma oder zur Behandlung akuter Bronchospasmen eingesetzt werden. Die Anwendung bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen, Krampfleiden oder Hyperthyreose, bei Patienten mit Verlängerung des QT-Intervalls oder bei Patienten, die ungewöhnlich empfindlich auf sympathomimetische Amine ansprechen, darf die Substanz nur mit Vorsicht angewendet werden. Olodaterol kann paradoxe Bronchospasmen oder klinisch relevante kardiovaskuläre Wirkungen zeigen.

Literatur

[1] Fachinformation zu Striverdi® Respimat, Stand November 2013


[2] Koch A, Ferguson GT, Feldman GJ, et al. Bronchodilatatorische Wirksamkeit von Olodaterol 1x täglich via Respimat® bei Patienten mit COPD: zwei 48-wöchige Studien (Kongressbeitrag) Pneumologie 2014;68:393


[3] Costa L, Roth M, Miglino N, et al. Tiotropium sustains the anti-inflammatory action of olodaterol via the cyclic AMP pathway. Pulm Pharmacol Ther. 2014;27(1):29-37


[4] van Noord JA, Smeets JJ, Drenth BM, et al. 24-hour bronchodilation following a single dose of the novel β(2)-agonist olodaterol in COPD. Pulm Pharmacol Ther. 2011;24(6):


666-672


[5] Gibb A, Yang LP. Olodaterol: first global


approval. Drugs 2013;73(16):1841-1846


[6] Extract from the Clinical Evaluation Report for olodaterol (as hydrochloride), Aus PAR Attachment 2, 7. Februar und 31. Mai 2013

Copyright

©2014-2022 Deutscher Apotheker Verlag, Neue Arzneimittel, Beilage der Deutschen Apotheker Zeitung

Datenstand

08/2014

Apothekerin Dr. Monika Neubeck